Morgens, der kalte Wind bläst die Haare aus dem Gesicht, die Wiese leicht angezuckert. Gerade so, dass man die weißen Flecken schon sehen kann, noch so wenig, dass sich die grünen Blätter gegen den Schnee wehren. Vielleicht wollen sie noch nicht weg, noch ein bisschen Herbstsonne verspüren, bevor sie entgültig verrotten.

Ich gehe entlang der Straße, es ist höllisch kalt. Durch die Löcher in den Handschuhen beisst die Kälte, die Jacke ist nicht windfest genug, die Schneeflocken tänzeln vor mir durch die Lüfte. Es scheint, als würden sie sich freuen, endlich aus ihrem Sommerschlaf erwachen zu dürfen. Doch die Freude währt nicht lang, am Boden angekommen, sterben sie auf dem grünen Grund und vergraben sich selbst in der Erde.

Die ersten Schneeflocken haben es nicht leicht. Die meisten verenden auf  dem noch viel zu warmen Boden, manche dürfen einige Zeit auf Autos mitreisen, bis sie sich nicht mehr festhalten können und weggeschleudert werden. Tagsüber scheint die Sonne, wärmt die kalte Welt, so gut, wie sie eben noch kann. Ich danke ihr gedanklich dafür, ich kann die fröhlichen Schneeflocken eigentlich nicht ausstehen, diese ewigen Optimisten, obwohl sie doch alle am Ende sterben.

Trotzdem ist er schon da, dieser Schneegeruch, der alles stillstehen lässt. Es riecht frisch, sauber und klar. Er durchdringt den Körper, lässt einen ruhig werden, nachdenklich und gleichzeitig zufrieden. Glücklich über kleine Dinge, einfach wieder in ein warmes Gebäude gehen zu können, oder weil es Tee gibt.

Er macht die Gedanken klar, der Nebel des Herbstes lichtet sich allmählich und alles scheint glasklar, durchsichtig und geordnet. Man fragt sich, warum man nur gezweifelt hat, schiebt es auf Herbst und Wetter, statt die wirkliche Wahrheit herauszusuchen, freut sich auf Weihnachten, trinkt Glühwein, sieht glückliche Kinder im Schnee tollen, fährt Ski manchmal, träumt wohlig im warmen Bett, während draußen die Schneeflöckchen ihrem Tod entgegentanzen.

Das ist Winter. Dunkel, kalt und glasklar.