Mein Leben verläuft auch in einer Linie. Bei vielen von meinen Freunden und Bekannten ist das eine konstante, eher gerade Linie mit leichten Schwankungen. Höchstens mal bisschen nach unten. Kann man jetzt sagen, ist ja eh saulangweilig. Diese ewigen Optimisten, die noch gut drauf sind, wenn man ihnen den Job kündigt – “Wird schon werden, find’ ich eben was Besseres“. Genauso reagieren sie auf alles. Liebe rennt davon, macht nix. Freunde haben sie wahrscheinlich eh immer, wegen ihrem sonnigen Gemüt & außerdem haben sie keine richtigen Probleme. Alles ist immer gut. Fast, manchmal gesteh’ ich auch den Optimisten richtige Probleme zu. Aber die gehen aufgrund von ihrem Problemmangel einfach so locker auf diese zu. Fast schon unheimlich.

Dann gibts die Linie von mir. Gerade läuft hier nichts. Die Linie weiß einfach nicht wohin sie will. Mal steil bergauf und genauso rasend schnell wieder nach unten. Früher dachte ich ja, ich red mir das ein. Ich muss nur bisschen optimistisch sein. Dachte ich. Hab ich auch probiert, hat nicht funktioniert. Bei mir kann nichts ganz rund gehen, irgendwas ist immer. Wenns mir mal so richtig gut geht, ich mir nur noch denke – Hey, das Leben ist ja doch ganz okay. – kommt am nächsten Tag die pure Ernüchterung. Manchmal da kann ich mich vor Problemchen gar nicht retten, hier stimmt was nicht, hier auch nicht und dort schon gar nicht. Da kann man schon mal die Verzweiflung auspacken. Der richtige Pessimist kommt aus mir raus und haut auf alles Gute & Positive einen Stempel mit “Achtung, falsch beschriftet” drauf. Ich lass natürlich dann die Finger davon und sitz mit meiner Scheisse da. Ich weiß dann einfach nicht mehr weiter, frage mich warum das Leben so verdammt unfair ist, warum andere fast nie Probleme haben und sich höchstens noch ein paar selbst machen, weils ja sooo schön ist Probleme zu haben.

Ich kenn ja viele, die sich ihre Probleme selbst machen. Die es anscheinend toll finden, sich selbst leiden zu lassen. Gefühlsmasochisten. Meiner Meinung nach sinnlos und endlos bescheuert. Ich wär froh, wenn ich keinem meine Probleme vorjammern müsste (btw – tu ich ja eigentlich ned soo oft *angel* ) und einfach nur in Ruhe optimistisch sein könnte. Aber es ist ja sooo toll, wenn man Liebeskummer hat, bzw. vorgibt ihn zu haben. Oder sich ihn schlichtweg einredet. Man kann ohne geliebte Menschen leben. Schwer, aber es geht. Was sollen die sagen, die ihre Eltern durch den Tod verloren haben, Freunde gestorben sind oder einfach nur Scheidungskinder, die beide Elternteile lieben, aber nur noch einen haben?!
Was soll dann der Witz von “Buuuuhuuu, mein Freund hat Schluss gemacht, mein Leben ist vorbei” – Heulerei, wenn man vielleicht auch noch selbst schuld ist, oder nicht mal ein Monat mit dem Geliebten verbracht hat? Oder wenn man schon Jahre sieht, dass es einfach nichts wird. Dann schmeissen sie ihr Leben weg und igeln sich in ihre Heulkoje und nerven ihre gesamte Umwelt für ewige Zeit. Alle sollen sie bemitleiden, ihnen zuhören und geduldig sein. Optimismus vorgaukeln und ihnen sagen, dass es eh wieder was wird. Gute Ratschläge sind nicht willkommen, wenn sie nicht zu ihrer Meinung passen.
Ja, es gibt Ausnahmen, wo ich verstehe, dass jemand einem Menschen nachtrauert. Wenn man sich nach langer Zeit trennt, aus welchen Gründen auch immer. Aber diese Ausnahmen sind selten.

Meine Linie ist nicht gerade. Aber wahrscheinlich hat mir genau das beigebracht, mit dem Leben umzugehen. Dass man nicht aus jeder Mücke einen Elefanten macht. Dass es Schlimmeres gibt, als eine nicht erwiderte Liebe. Oder arbeiten zu müssen, obwohl man lieber Spaß haben würde. Ja, das Leben hat Schlimmes für jeden bereit, also jammert nicht sinnlos rum. Und ja, ich bin Pessimist. Von ganzem Herzen!

 

2 Antworten

  1. Ja, stimmt. Freitag der 13. ist bei mir immer so der Spalt zwischen “Bin ich jetzt abergläubisch oder nicht?”.

    Ich denke im Prinzip schon positver. Aber ich bin einfach manchmal so mit Blödsinn ausbaden beschäftigt, dass meine Gedanken gar nicht mehr positv werden könnten (;