Es ist so leise hier, sie sieht durch das dunkelrot gefärbte Weinglas hinaus in die Ferne. Seltsam, würde man denken, wenn man sie da so sitzen sehen würde. Die Jahreszeit ist undefinierbar, leicht schneien die Schneeflöckchen vom Himmel und trotz allem glaubt man ein laues Lüftchen um die entblößten Unterarme streifen zu spüren. Sie sitzt einfach nur da, auf dem alten Gartentisch, der jederzeit zu zusammenbrechen scheint. Die morschige Veranda ist vollkommen von Efeu überwachsen, der im Winter nur teilweise von Schnee bedeckt wird und im Frühjahr sofort wie die dunkelgrüne Farbe des Efeus hat. Unsterblich.
Als sie morgens aufwacht, brummt ihr der Kopf. Zuviel Rotwein gestern, denkt sie angestrengt, sucht ihre Klamotten zusammen, bindet die Haare zu einem strengen Dutt und verschwindet im Badezimmer. Sie funktioniert wie eine Maschine, jeden Morgen dasselbe Szenario, jeden Morgen die gleichen Gedanken.
Ohne Frühstück verlässt sie das Haus, läuft elfengleich den Weg entlang, raus aus ihrem tristen Zuhause. Der Weg zu ihrer Arbeitsstelle ist nicht weit, fünf Minuten im tiefsten Winter. Das geheimnisvolle Geschäft liegt fast in ihrer Nachbarschaft. Die Schaufenster sind immer verstaubt, nur wenig Licht dringt aus dem Inneren auf die, um diese Uhrzeit, nicht beleuchtete Straße. Antiquitäten, das einzige Interessensgebiet der nicht allzu alten Frau. Ihr Arbeitgeber begrüßt sie mit einem Lächeln, wie jeden Morgen. Es wird nicht gesprochen, es ist, als würden sich die vier Hände blind verstehen. Obwohl ein großer Altersunterschied zwischen den beiden liegt, gleichen sich ihre Hände in jeder Bewegung. Beide sehen alt, abgearbeitet und unheimlich geschickt aus. Man würde glauben, sie wären gleich alt, wenn man nur die Hände betrachten würde, doch tut dies niemand.
Denn wer würde einer solchen bildhübschen Frau nicht in die Augen sehen wollen, die sie so geschickt hinter ihren langen, rotbraunen Haaren verbirgt. Die meisten bezweifeln wohl, dass sie jemals irgendjemanden in die Augen gesehen hatte, am allermeisten sie sich selbst. Es ist verrückt, keiner wollte den alten Laden vermissen, diese zwei wortkargen Menschen, die Tag für Tag miteinander funktionierten, besser als jede moderne Maschine. Sie gehörten zum Leben, genau wie die Luft zum Atmen.
[Fortsetzung folgt]
Diese Geschichte wird sich erst entwickeln, es gibt nur grobe Vorstellungen. Deswegen gibt es noch keinen Titel. Ich bitte um konstruktive Kritik (;
bitte mal weiterschreiben…